Bring me to Life Kapitel 9

*Kapitel 9*

(Shadow)

Bevor Amy durch die Terrassentür ging, warf sie mir noch einen letzten Blick zu.
Sie sah…besorgt aus.
Wahrscheinlich befürchtete sie ich könnte "etwas unhöflich" zu ihrer kleinen Freundin werden.... Was ihr gutes Recht war, denn wenn diese Fledermaus mir hier zu sehr auf die Nerven geht, werde ich für nichts garantieren können…
Sichtlich genervt stemmte mein Gegenüber die Hände in die Hüften.
„Na schön. Ich will  wissen was du hier willst, Freundchen."
Hmmh… scheint als könnte das hier noch interessant werden.
„Also erstens bin ich nicht dein „Freundchen". Und zweitens habe ich es nicht nötig mich hier zu rechtfertigen."
„Auf solche Freunde kann ich auch sehr gut verzichten! Und jetzt beantworte meine Frage, oder ich rufe die Polizei."
„Wenn du dir Sorgen machst das ich deine Party sprengen will kannst du beruhigt sein. Denn wenn ich das tatsächlich wollte, hättest du es längst bemerkt."
Sie funkelte mich wütend an.
„Wir sind hier nicht `per Du, dass das klar ist."
„Bitte um Verzeihung." Es fiel mir immer schwerer, ein Grinsen zu unterdrücken.
Diese Leute waren allesamt so berechenbar. Sie versuchen einen zu reizen, warten bis man eine Dummheit macht, und ehe man sich versieht wandert man hinter schwedische Gardinen. Ihre Wut erreichte bei mir allerdings das genaue Gegenteil.
„Das hier ist kein Spielchen. Ich meine es ernst."
„Ich hatte auch nie vor, eines zu spielen."
Das Mädchen konnte mir drohen, so viel sie wollte. Bei mir würde sie damit nur auf eine Wand stoßen.
„Du hast wohl keine Ahnung, wen du hier vor dir hast."
Und ob ich das hatte.
„Clara Sophie Francesca  La`Verne. Erfolgreiche Absolventin  einer Designerschule, Inhaberin mehrere Cafe`s und Boutiquen der Stadt, und Eigentümerin dieser netten, kleinen Villa hier."
Obwohl man ihr die Überraschung deutlich ansah, hatte sie sich wesentlich schneller im Griff als gedacht.
„Und mit wem habe ich das unerfreuliche Vergnügen?"
„Shadow the Hedgehog. Ehemaliger G.U.N Topagent und  Ultimate Lifeform."
Sie lächelte herablassend. „Ja, natürlich. Wie konnte ich das nur nicht wissen."
Netter Versuch. Leider ebenfalls vergebens. Solche Bemerkungen war ich inzwischen gewohnt.
„Nun, Clara.."
„Für dich immer noch „Miss La`Verne, Freundchen."
Ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als ich die Musik hörte.
„Was ist los, Mister „Ultimate Lifeform". Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?"
Ich bedeutete ihr mit einer herrischen Geste, still zu sein.
Ich kannte diese Stimme. Das war doch……
Jetzt schien sie es ebenfalls zu hören.
Wir sahen uns noch eine weitere Sekunde lang schweigend an.
Dann gingen wir beide Richtung Tür. Und trauten unseren Augen nicht.
„Oh Mann…"
Dieses Mal widersprach ich Clara nicht.


                             *********************************

„Ich denke, Amy könnte etwas Hilfe gebrauchen."
Clara nickte abwesend.
Als Shadow Anstalten machte hineinzugehen, hielt sie ihn am Arm zurück.
„Dieses Mal lasse ich dich noch davonkommen. Sollte ich dich allerdings noch einmal ohne Einladung auf einer meiner Partys erwischen…"
Shadow erwiderte ihren Blick uninteressiert.
Diese Unterhaltung begann ihn zu langweilen.
Er befreite sich mit einem angedeuteten Lächeln aus ihrem Griff und küsste ihr flüchtig die Hand. „Zu freundlich, Miss."
Das spöttische Funkeln in seinen Augen blieb.
Clara zog hastig ihre Hand zurück, so als hätte sie sich verbrannt.
Ihre Wangen färbten sich leicht rosa.
Shadow grinste sie noch für den Bruchteil einer Sekunde herablassend an, bevor er in der Menge verschwand. Clara sah ihm verdattert hinterher und rieb sich den Handrücken.

                         *****************************************
„Kannst du mir vielleicht endlich einmal verraten wo wir hinwollen?"
Silver lachte leise und schüttelte den Kopf.
„Keine Sorge, das findest du schon noch früh genug heraus."
Blaze verdrehte seufzend die Augen und ließ sich tiefer in den Beifahrersitz sinken.
Sie sah aus dem Fenster und kaute gedankenverloren auf ihrer Unterlippe herum.
„Hör auf die Stirn so in Falten zu legen. Sonst bleibt es dir irgendwann noch."
„Sehr witzig."
„Jetzt komm schon, Blaze. Ich bin sicher Amy und Rouge kommen auch eine Weile ohne dich zurecht."
Blaze schüttelte mechanisch den Kopf. "Da kennst du die beiden aber schlecht.
Amy ist ein wahrer Chaosmagnet, und obwohl Rouge die Älteste von uns ist benimmt sie sich oft wie ein hormongesteuerter Teenie."
„Und du benimmst dich wie ihre Mutter."
Blaze warf Silver einen bösen Blick zu.
„Tue ich nicht. Ich denke nur voraus. Und außerdem muss ja wenigstens eine von uns die Vernünftige sein."
„Ich nenne das eher Spaßbremse."
„Jetzt klingst du genau wie Amy."
Er lachte leise  „Das mag zwar sein, aber ich habe Recht. Gib`s zu."
„Träum weiter."
Silver seufzte. „ Hörst du auf dir Sorgen zu machen wenn ich dir verspreche dass wir rechtzeitig wieder zurück sind?"
„Kommt ganz darauf an ob du das Versprechen auch hältst."
Er hob feierlich eine Hand. „Ich schwöre."
„Leg sofort die Hand zurück auf`s Lenkrad!"
Silver kicherte leise vor sich hin. „Schon gut. Reg dich wieder ab."
„Das war nicht witzig!"
„Hey, ich hab` alles unter Kontrolle. Es gibt wesentlich Schwereres als mit einer Hand Auto zu fahren. Und wenn du jetzt nicht endlich aufhörst dir über alles und jeden Sorgen zu machen sperr` ich dich in den Kofferraum."
Blaze schürzte die Lippen und gab keine Antwort.
Erst als sie bemerkte, dass Silver sie eindringlich musterte, brach sie ihr eisernes Schweigen.
„Was?"
Er schüttelte blinzelnd den Kopf und sah zurück auf die Straße.
„Gar nichts."
„Silver."
„Vergiss es einfach, Blaze."
Sie zuckte mit den Schultern und tat so, als würde sie aus dem Fenster sehen.
In Wahrheit konzentrierte sie sich auf seine Spiegelung im Glas.
Man sah ihm an, dass ihm etwas auf dem Herzen lag.
Nur was…?
Blaze wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie das noch früh genug erfahren sollte…


                                  *******************************************

Amy zog Rouge mit sich in die Lobby und drückte sie auf eines der Sofas.
„Hast du den Verstand verloren?!"
„Jetzt reg dich nicht so auf! Ich hab` sie voll gerockt!"
Rouge kicherte albern.
„Das hier ist ein Tanzabend und keine Bar! Die Gäste hier sind allesamt wohlhabende Hotelerben und Unternehmer!"
„Ich nenne das eher Spießer die man aufmischen muss."
Seufzend ließ Amy sich in einen Sessel fallen und sah Rouge kopfschüttelnd an.
„Jetzt sag bloß ich war nicht gut."
„Doch, aber…"
„Nix aber! Das hier ist und bleibt eine Party, und wir sind in einem freien Land! Außerdem bin ich sechs Jahre älter als du. Ich weiß genau was ich machen kann und was nicht."
„Aber nicht wenn du betrunken bist!"
Rouge verdrehte die Augen und ließ sich tiefer in das Sofa sinken.
„Ich bin doch nicht betrunken!", lallte sie.
„Das sieht man."
Amy fuhr überrascht herum.
„Sonic?"
Gegen ihren Willen sprang ihr Herz bei seinem Namen einen Gang höher.
„Hey, Sonic! Wie schön deinen süßen Hintern zu sehen!"
Rouge hickste und klimperte kichernd mit den Wimpern.
Der blaue Hedgehog hob eine Augenbraue und wandte sich dann kopfschüttelnd an Amy.
„Können wir reden?"
Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und sah zur Seite.
„Ich wüsste nicht worüber."
Sonic rieb sich verlegen den Hinterkopf und verlagerte immer wieder das Gewicht.
„Bitte, Amy. Ich muss nur wissen ob…"
„Was? Ob ich okay bin? Das hat dich bis jetzt doch nie sonderlich interessiert."
Das ganze kam weit weniger überzeugend rüber als es sollte. Amy musste sich sichtlich bemühen, dass ihr die Stimme nicht versagte.
„Du weißt genau dass das nicht wahr ist, Amy."
`Hör auf Sonic. Merkst du denn nicht dass du mir damit nur noch mehr wehtust?´, dachte Amy verzweifelt.
Aber sie antwortete nicht.
Was hätte sie schon sagen können?
„Bitte Amy."
Sie biss sich auf die Unterlippe und hielt die Tränen in ihren Augen zurück.
Ihr war klar dass er nicht locker lassen würde.
„Ich glaube es wäre besser du lässt sie in Ruhe, Faker."
Amy stutzte und hob den Kopf.
Shadow stieß sich vom Türrahmen ab und kam mit verschränkten Armen zu ihnen rüber. Er würdigte Sonic keines Blickes und blieb zwischen den beiden stehen.
Sonic reagierte als Erster.
„Das hier geht dich nichts an, Shadow."
„Anscheinend macht es dir ziemlichen Spaß sie zu quälen."
Sonic legte die Ohren an.
„Das war nie meine Absicht."
Shadow hob ungläubig eine Augenbraue. „Natürlich nicht."
Die beiden fixierten sich feindselig.
Amy sprang auf und stellte sich hastig zwischen sie.
„Ich glaube Sonic und ich regeln das besser selber", sagte sie schnell.
Das letzte das sie jetzt noch gebrauchen konnte war eine Schlägerei…
„Ha." Sonic grinste triumphierend.
Amy ignorierte ihn.
„Aber danke, Shadow."
Trotz der heiklen Situation brachte sie ein ehrlich gemeintes Lächeln zustande.
Shadow zuckte bloß mit den Schultern.
„Ich habe nur nach einer Gelegenheit gesucht Faker mal wieder einen ordentlichen Tritt zu verpassen."
Dann sagte er an Sonic gewandt: „Aber dafür gibt es noch genügend andere Gelegenheiten."
„Pass auf was du sagst, Shadow. Wir wollen doch nicht dass du am Ende noch auf die Schnauze fällst."
Der schwarze Hedgehog lächelte herablassend.
„Keine Sorge. Das wird nicht passieren."
„Hey! Ich bin vielleicht auch noch da!", meldete sich Rouge.
„Sollen wir auf dich warten?", fragte Shadow Amy, ohne Sonic dabei auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.
Amy schüttelte nach kurzer Überlegung den Kopf.
„Nein, ich komm` schon irgendwie nach Hause. Außerdem bringst du Rouge besser sofort ins Bett, bevor sie noch etwas anstellt."
Shadow nickte.
„Wie du meinst."
„Ich will aber noch nicht gehen!"
Rouge verschränkte trotzig die Arme.
Shadow stellte sich vor sie hin.
„Tja, wir können das auf die harte oder auf die weiche Tour regeln."
„Zwing mich doch!"
Das hätte sie besser nicht gesagt.
Shadow verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
„Wie du willst."
Bevor Rouge reagieren konnte, hatte Shadow sie auch schon aufgehoben und trug sie Richtung Ausgang. Im Vorbeigehen rempelte er Sonic leicht mit der Schulter an.
Amy sah den beiden eine Weile hinterher.
Dann atmete sie tief durch.
„Also schön Sonic. Reden wir."


                              ***********************************

„Lass mich runter, Shadow!"
Rouge wehrte sich vergeblich gegen seinen Griff.
„Das kannst du vergessen, Rouge. Du hast dich für heute genug blamiert."
„Hältst du mir jetzt etwa auch noch einen Vortrag? Mann, ihr seid alle soo ernst!"
Shadow stellte sie neben dem Motorrad ab und holte die Schlüssel aus seiner Jackentasche.
„Und du bist sicher das Ding springt an. Ich hab nämlich echt keine Lust irgendwo im Graben zu landen." Rouge schwankte leicht.
„Huh, ist mir schwummrig. Der Wodka zieht ganz schon rein.
Respekt dem Sekt!"
„Schrei nicht so herum!"
„Ach Shadow, du bist ein alter Spielverderber. Außerdem hast du mir gar nichts zu befehlen."
„Würdest du bitte einfach auf das Motorrad steigen und still sein?"
Rouge schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nicht den Mund verbieten!"
„Und ob ich das kann", knurrte er.
Rouge kicherte und begann lautstark zu singen.
+CEEEEEELEBRATE GOOD TIMES, COME ON!+
"Halt die Klappe, Rouge."
Sie kicherte und sang noch lauter.
+LET MEEEEEE- EE ENTERTAIN YOU!+
"Okay, das reicht."
Er hielt ihr den Mund zu, setzte sie auf die Maschine und stieg hinter ihr auf.
Der Motor sprang heulend an.
Shadow wendete mit quietschenden Reifen, bog haarscharf aus der Ausfahrt hinaus und gab Vollgas.
Rouge sang und kicherte noch eine Weile albern vor sich hin, bis sie auf der halben Strecke schließlich einschlief.